Wir leben in einer Zeit der Krisen, populistische Ideen sind im Aufwind und die Parteienlandschaft wird immer polarisierter. Frau Bundespräsidentin, was hilft in solchen Zeiten?
Dass wir den Mut nicht verlieren und uns auf unsere politischen Institutionen verlassen können. Die Schweiz hat mit ihrer direkten Demokratie einen Vorteil gegenüber anderen politischen Systemen. Die Politik ist gezwungen, mehrheitsfähige Lösungen zu finden, die auch vom Volk getragen werden. Das schafft Stabilität. Es ist darum von grosser Bedeutung, dass wir unseren politischen und rechtsstaatlichen Institutionen Sorge tragen. Sie schützen unser Land, unseren Wohlstand und die Rechte aller Bürgerinnen und Bürger.
Welchen Stellenwert haben die Bundesfinanzen in solchen Zeiten? Müsste man jetzt nicht möglichst viel investieren?
Einfach möglichst viel Geld auszugeben, löst keine Probleme – im Gegenteil. Jeder Franken muss wohlbedacht eingesetzt werden, schliesslich ist es das Geld der Steuerzahlenden. Dass wir während der Corona-Pandemie Milliardenbeträge zur Unterstützung der Wirtschaft und Bevölkerung sprechen konnten, haben wir der Schuldenbremse zu verdanken. Ein ausgeglichener Bundeshaushalt hat daher insbesondere zur Vorbereitung auf Krisen einen enormen Stellenwert.
Was ist Ihnen ganz persönlich wichtig für das kommende Jahr als Bundespräsidentin?
Ich bin der Meinung, dass gute politische Lösungen nur dann gelingen können, wenn alle Beteiligten sich etwas zurücknehmen. Man muss den anderen zuhören, gute Argumente anerkennen und berücksichtigen. Das verlangt eine gewisse Bescheidenheit. So finden wir die Kompromisse, die uns voranbringen.